Mim Zug

Alles was rollt, fliegt, schwimmt, geht...

"Mim Zug": Nicht ganz einstündige fantasievolle Performance für Menschen ab 4 Jahren über Fortbewegung und Mobilität.

Eine Kleinbahn, die im Kreis fährt, eine Kindergitarre und ein Schauspieler, der sitzt und die Geschwindigkeit des Zuges reguliert. Im Hintergrund Regale mit allerlei fahrendem Spielzeug – vom Traktor über Rennauto, Scooter, Inline-Skates, ein Puppenwagerl und allerlei Kopfbedeckungen, die zu manchen Fahrzeugen gehören – Eisenbahnerkapperl, ein Helm, alte Fliegermützen mit dazugehörigen Brillen.

Menschlicher Zug
Wenn alle Zuschauerinnen und Zuschauer Platz genommen haben, erhebt sich der sitzende Schauspieler, begrüßt in Manier einer Bahndurchsage alle im Railjet nach Linz mit dem Hinweis, dass dieser Zug nicht in allen Stationen hält, um danach die typische ÖBB-Melodie singend zu imitieren. Nun tauchen durch die Tür im Bühnenhintergrund vier Menschen auf, die "tschtschtsch" von sich gebend, aneinander gehängt, Zug spielend einmarschieren.

Alles was rollt, fliegt, schwimmt, geht...
"Mim Zug" beginnt zwar mit diesem Verkehrsmittel, im Laufe der 50 Minuten dieses verspielten Stücks kommen jedoch so ziemlich alle Fortbewegungsarten "zum Zug". Ob gehen, laufen, Rad fahren, Eislaufen, fliegen, Bus oder Boot fahren ... die Schauspielerin und Tänzerin sowie ihre vier Kollegen verfallen von einer kleinen Geschichte, die sie erzählen, in die nächste, vollführen passende Bewegungen und nehmen das Publikum auf diese Gedankenreisen mit. So manche sind aus dem jeweils eigenen Leben der Akteuren gegriffen. So erinnert sich Gabriele Wappel, auch Co-Gründerin und -Leiterin der" schallundrauch agency", an Fahrten mit Wiener Straßenbahnlinien und ihr merkwürdig erscheinende Dinge, die sie aus den Fenstern der Bims gesehen hat, wie ein für sie ewig mysteriös gebliebenes "Roll-Studio" am 49er. Sie bringt auch ziemlich am Anfang ein, dass ihr am Zugfahren das liebste war, "dass ich so viel Zeit gehabt habe, mir Geschichten auszudenken".

Viele Geschichten zum (weiter) spinnen
Dieses Prinzip durchzieht das Stück. Jede und jeder hat eigene Geschichten und Geschichterln beigetragen, daraus haben die fünf gemeinsam mit der Regisseurin eine kompakte und doch sehr puzzleartige, bewegte, ständig in Bewegung bleibende Performance entwickelt. In dieser spielen auch Musik einschließlich Body-Percussion, Gesang, Beatboxen wichtige Rollen. Und sie mag für die eine oder den anderen auf den Publikumsrängen vielleicht Anknüpfungspunkte zu eigenen Erlebnissen bieten – was so manche Lacher beispielsweise bei Fragen wie "ist es noch weit?", "kannst du mich bitte tragen?!" bei der Premiere vermuten lassen. Oder zum Weiterspinnen von Geschichten, Bildern usw.

Kurier, KiKu, 18. April 2015

Mim Zug – schallundrauch im Dschungel

Mit einer getanzten, gesungenen und gespielten Show zeigt schallundrauch agency Kindern ab Vier im Dschungel, wie man sich fortbewegen kann. In freier Assoziation ist dem Team unter der Regie von Janina Sollmann viel Spaßiges und allerlei Unglaubliches eingefallen.

Jules ist ein Zug und schnauft ordentlich; Gabi ist eine Eislaufprinzessin auf Rollschuhen und kann auf einem Bein dahin schweben; René ist ein Bus, die U-Bahn, oder ein Taxi und Martin ist ein Schaufelbagger, der mit Schokolade betrieben wird, aber der, so singen die anderen, „hat ein Rad ab“ oder gar zwei. Sebi macht dazu die Musik, teilt seine Gedanken im Zug nach Linz in einem absichtlich jeglicher Metrik spottenden Lied mit und wenn er nicht mit den anderen vier Bewegten als Schnecke über den Boden kriecht, klopft, pfeift und summt er auch Melodie und Takt zum Tanz der Propeller und Schmetterlinge.

Gabriele Wappel, Sebastian Radon, René Friesacher, Martin Wax und Jules Mekontchou sind alles was sich bewegt, zu Land, zu Wasser und in der Luft und wenn sie kein Gefährt mehr haben, dann fliegen sie einfach. Die Fünf sind mit Fantasie, Spielfreude und Engagement dabei, bringen die Kinder immer wieder zum Kichern und Lachen und bieten den Begleitmüttern eine abwechslungsreiche Choreografie in lockerer Dramaturgie, bei der Frans Poelstra unterstützend mitgewirkt hat.

Silvia Auer hat für die technische Beratung und das richtige Licht und plötzliche Dunkelheit, (die die Kleinen nicht gar so gerne haben, selbst wenn am Regal für die verschiedenen Mützen die Lichter leuchten) gesorgt.

„Tanztheater in Österreich kann sehr cool sein“ wurde schallundrauch agency (gegründet 2003 in Wien) beim Tweetakt Festival in Utrecht bescheinigt. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Oder doch: 2012 wurde die Tanz-und Performancegruppe mit dem STELLA Award in der Kategorie „herausragende Produktion für Jugendliche“ ausgezeichnet.

tanz.at, Ditta Rudle, 16. April 2015