Da saund of music - hidden tracks

Heimatmuseum mit lebendigen Exponaten
Im Dschungel Wien zeigt die mit dem STELLA (für das Stück „6“) prämierte schallundrauch agency die Stationen-Performance „Da Saund of Music – hidden tracks“, das Nachfolgestück zu „Da Saund of Music“. Kurze Tanz- und Musikperformances sowie Stationen eines „Heimatmuseums“ öffnen assoziative Räume rund um das Thema Heimat.
„Zuhause ist für mich, wo jeder so falsch singen kann, wie er will“ ist unterhalb einer ausgestellten Klaviertaste zu lesen. In kleinen Vitrinen sind in Objekte und Wörter kondensierte Heimatgefühle der acht Schauspieler_innen museal konserviert. Das Thema Heimat verhandelt die agency zwar in einem „Heimatmuseum“, aber statt verstaubter Exponate gibt es lebendige Performances, in denen die Persönlichkeit der Mitglieder immer wieder in den Vordergrund treten darf.

Bevor es richtig losgeht in den drei Räumen des Museums mit „Mariahilferstüberl“ und „Maria-Trapp-Saal“ wandeln die Zuschauer frei durch die Räume. Es gibt verschiedene Stationen, an denen getanzt, gesungen, musiziert oder erzählt wird. Der Breakdancer Marco Payer bietet in einer Ecke auf Zuruf neben Breakdance, oder Adriano Celentano auch „ehrliche Umarmungen“ und „Komplimente“ an. Letzteres, gibt er aber zu, könne er nicht so gut, er sei eher fürs Komische. Vor Janina Sollmann ist auf der musealen Objektbeschriftung zu lesen, sie habe sich beim Rodeln verletzt. Ein Blick auf die Beinschiene scheint das zu bestätigen, aber da sie „Heimatmalerin“ und nicht Breakdancerin ist, klappt das mit der Performance auch so ganz gut.

Ein Lautsprecherausruf bündelt die Besucher zur Führung durchs Museum samt neu interpretierten Musikeinlagen aus dem Musical „The Sound of Music“. Maria Trapp hat einen kurzen Auftritt als lebendes Schnitzel, Wolfgang Ambros und Whitney Houston begeistern ihr Publikum mit gefühlsduseligen Weisheiten und Travestie, ein Gelsen-Schuhplattler und Almabtrieb samt Kuhglockenmusik re-mixen traditionelle Töne.

Immer wenn gesungen, getanzt und musiziert wird, scheint das Stück zu Hause zu sein, dann ist es unterhaltsam und strotzt vor musikalischer Ironie. Offen und assoziativ angelegt, bringt das Stück aber auch ein sehr breites, leider ebenso schwammiges Feld von Heimatbegriffen mit sich. Anfangs gibt es zwar eine unterhaltsam pädagogische Einführung zur Trapp-Familie, in der das Verkitschen ihrer Geschichte durch die Filmindustrie und das Verniedlichen ihrer Flucht vor den Nazis angesprochen wird; damit wird aber das erklärende Wort von Musik abgelöst.

Und so hält das Stück nur teilweise, was im Titel anklingt. „Da Saund of Music – hidden tracks“ gleicht einem Sound, der mit ironischer Brechung von Heimatklischees vor allem musikalisch und tänzerisch begeistern kann, dessen „hidden track“ aber hinter den einzelnen Fleckerln des Soundteppichs zurückbleibt.

Elisabeth Hochwarter, Junge Kritik, 4.2.2014


Da saund of music - hidden tracks

In der Performance "Da Saund of Music - hidden tracks" dreht sich alles es um Heimat. Die Schauspieler_innen stellen diesen Begriff aus verschiedenen Per- spektiven dar.
Am Anfang wird man gebeten, selber einen Begriff auf einen Zettel zu schreiben, der etwas mit eigenen Ideen, Vorstellungen usw. rund um Heimat zu tun hat. Dann begibt man sich in einen großen Raum. Dort warten mehrere Stationen. Der Zuschauer/die Zuschauerin kann sich nun nach Belieben bewegen. Die Stationen befassen sich mit den einzelnen Meinungen,wasHeimatfürdiejeweilige Künstlerin/ den jeweiligen Künstler bedeutet. Die einen erzählen es, andere tanzen oder spielen es.
Die beliebteste Station war die wo ein jun- ger Mann seltsam tanzt. Es gab auch noch andere, wie zum Beispiel, eine Station, wo ein Mann, der ein Geweih aufgesetzt hat, Kinder auffordert, ihre Hand zuerst in kaltes Wasser und dann in heißes Was- ser zu tauchen - eine kleine Kneipp- Kur (Traditionelle Europäische Medizin).
"Da Saund of Music - hidden track" be- steht nicht nur aus einzeln Stationen. Die Schauspieler singen oder erzählen auch etwas. Nach einem Lied, stellen sie sich vor und erklären, dass die Performance auf einem weltbekannten Film mit eini- gen Klischees über Österreich basiert. Danach teilen die Performer innen das Publikum in Gruppen ein und erklären, was für sie Heimat bedeutet und disku- tieren darüber.

Ich finde das Stück "Da Saund of Music" faszinierend, weil es nicht so ist wie andere. Man kann sich frei im Raum bewegen und ansehen, was man will. Am besten fand ich die Szenen, wo die Schauspieler Kühe gespielt haben, da dieBewegungen täuschend echt waren. Auch die Lieder,diesiegespielt haben waren okay.
Eine Stelle die ich gut fand, war die wo es ein Duett gab zwischen Wolfgang Ambras und Whitney Houston. Am Besten daran war, dass Whitney nicht von einem Mädchen gespielt wurde, sondern von einem Mann. Es gab auch andere lustige Kostüme wie zum Beispiel eines das ausgesehen hat wie ein Wiener Schnitzel oder bei einer Szene haben sich ein paar der Schauspieler ausgezogen und getanzt. Im großem und Ganzen finde ich das Theaterstück gut, die Schauspieler spielen ihre Rollen überzeugend und die Musik ist auch toll.
Sarah Teje Fürst, 14


Gespräche mit den Künstler_innen
Bei der Entwicklung des Bühnenstücks "Da Sound of Music" (im Jahr 2012) "hatten wir so viele schöne Sachen, die wir dann kürzen mussten, weil das Stück sonst zwei Stunden gedauert hat, dass wir uns gedacht haben, mit denen müss ma mal was eigenes machen", erzählen vor allem Ianina Sollmann und Simon Vosec'ek, Darum jetzt "hidden tracks". Einer dieser. versteckten Songs ist eine Dialektversion im Wolferl Ambros-Stil der -bersetzung von Whitney Houstons "The Greatest Love Of All", der damit be- ginnt, dass "Kinder unsere Zukunft sind". Herrlich geben Michael Haller den Am- bros und Simon Vosec'ek als "Transe"die Houston. Vorzweifahren fieleinwunder- schön stimmiges Lied mit poetischem, schrägen Text von Ianina Sollmann, wie sie gesteht, ihrem eigenen Gesang zum Opfer, aber so wie Sebastian Radon gefällt auch ihr der Song vom Vogel, der in der Kehle sitzt und vom Clown, der im Bauch wohnt". In den kleineren Räumen vor dem großen Saal sind in kleinen Vitrinen Dinge zu sehen, die von den beteiligten Künstler_innen jeweils mit .Heimat'verbunden werden: "wo man spielen kann "steht etwa unter bunten Bauklötzen, "manchmal grofIes Chaos im Kopf' unter vielen zerknüllten Zei- tungsseiten. Die kleinen Püppchen einer zerlegten .Linzer Babuschka'sind auch eine Heimat wie Wasser in einer grofIen muschelartigen Schale.
Wie bei manch anderen ihrer Produk- tionen hat die Gruppe "schallundrauch agency"auch diesmal im Vorfeld mit Schulklassen zusammen gearbeitet, kon- kret mit einer in Eisenerz (Steiermark), Purkersdorf (Niederösterreich) sowie der Rosasgasse (Wien-Meidling). "Die Szene mit den Kühen kam von den Kin- dern in Eisenerz. "Sie wird übrigens von allen Darsteller Innen genial gespielt. Sie bewegen sich wirklich wie echte Rinder. Hast du schon einmal Kühe auf der Weide gesehen, so siehst du sie wirklich vor dir. "Die Schülerinnen und Schüler aus Wien, deren Familien fast aus der ganzen Welt kommen, verbinden praktisch alle Fami- lie mit Heimat. Und U-Bahnen sind für sie wichtig.

Kurier, KIKU, Jänner 2014