Große Sachen

Alles kann so groß(artig) sein
„schallundrauch agency“ verwandelt in „Große Sachen“ die Bühne in einen (gemeinsamen) Spielplatz.


Schon die ersten Eindrücke erwecken Gedanken an ein Kinderzimmer oder einen Kindergarten. Von der Decke hängen ein Plüsch-Sichelmond, ein riesiger Kreis – könnte Sonne oder Vollmond sein – und ein blauer Polster – vielleicht ein Stück Himmel. Auf dem Boden kugeln zwei Männer (die Tänzer, Performer, Schauspieler Michael Haller und Jules Mekontchou) rund um eine himmelblaue große Banane. Begleitet wird die Szenerie von Una Wiplinger, die auf einer Kalimba (auch Daumenklavier genannt) und später einem Keyboard musiziert, immer wieder aber auch mit den beiden Kollegen mitspielt und -spinnt.

Erst-Theaterbesuch
Soweit der Soft-Start zu „Große Sachen“ der schallundrauch agency. Die Gruppe – in wechselnder Besetzung – entwickelt im gemeinsamen Improvisationsspiel immer wieder auch Stücke für ein sehr junges Publikum. Oft sind es für diese Kinder die ersten Besuche in einem Theater. Sehen, hören, staunen, miterleben – und immer wieder sich auch selber einbringen, sozusagen mitspielen (dürfen) sind gefragt.

Blauwal, T-Rex, Feuerwehrleiter
In der folgenden nicht ganz ¾-stündige Performance spielen, singen, lachen, philosophieren die drei Darsteller_innen, die das Stück auch gemeinsam unter der Regie von Janina Sollmann entwickelt haben, diesmal über groß(artig). Vom Blauwal über Tyrannosaurus Rex und Feuerwehrleiter bis hin zur Freundschaft und der mit Händen angezeigten eigenen Körperhöhe dreht sich eben viel um Größe, wobei auch ganz kleine Dinge sehr groß(artig) sein können – wenn nur genau hingeschaut oder -gehört wird ;)

Neue Sichtweisen
Riesig beispielsweise, wie viele kleine Dinge in dem von der Decke herunter gelassenen Sichelmond stecken. Oder wie einfache Socken zu Flügel werden können. Übertroffen aber noch von der in Gang gesetzten Fantasiekette, was das große, runde, anfangs erwähnte Ding sein könnte: eine überdimensionale Palatschinke, der Ohrring einer Riesin (warum nicht auch eines Riesen?), ein Kuschelfußball, eine Insel, einfach ein großes Versteck... - da relativieren sich die ersten Assoziationen. Und vielleicht nicht nur die zu diesem Objekt ;)

Heinz Wagner, Kurier, KiKu, 08.03.2019


Silvia lässt den Mond herab

Große Sachen

schallundrauch agency /// Dschungel Wien /// 3+ /// Clara Gallistl ///
Mit viel Ruhe, Freude und Spaß am Erzählen schafft die schallundrauch agency im Dschungel Wien einen entspannten, zugänglichen Raum für sehr junges Publikum. Una, Jules und Michi bringen im Verlauf von 45 Minuten das Konzept von Größe näher. “Wir sind sooo große Freunde” zeigen die drei mit Händen und Füßen, bevor Michi mit einem riiiiiiesigen Blauwal durchs Meer reist oder Una erzählt, wie sie aus einem minikleinen Ei geschlüpft und ein gigantischer Dinosaurier geworden ist.

Wie nebenbei nehmen die Darsteller_innen dem ‘Theater’ jede mögliche Bedrohlichkeit: Es ist und bleibt hell auf der Bühne. Das Publikum sitzt fast im geschlossenen Kreis um die Spielenden. Die Farbigkeit und Materialien der Bühne laden zum Mitmachen ein. “Silvia”, die Inspizientin, wird immer wieder direkt angesprochen, die Technik so mitthematisiert und als spielerisches Element integriert (“Silvia, dürfen wir mit dem spielen?” Jules zeigt auf den Mond an der Bühnendecke, den Silvia sogleich herab lässt.)

Im zweiten Teil von “Große Sachen” dürfen die jungen Zuschauer_innen selbst rein ins Geschehen. Una, Jules und Michi haben aus Pölstern, Tüchern und Socken eine Insel gebaut, die weiter ausgestaltet werden will. Eine wunderbare Tanzperformance mit Live-Musik über Kreativität und Größe, die sensibel ästhetisch ausgestaltet ist und das junge Publikum am Ende noch zum Spielausklang einlädt.

Clara Gallistl, Junge Kritik, 13.03.2019